Vom Grabstein zur Gartenbank
Neues Leben für alte Grabsteine
„Müll ist ein Designfehler“
Wir stehen an der Schwelle eines bedeutsamen Umdenkens in der Nutzung von Ressourcen und der Gestaltung unserer Umwelt. Der Satz „Müll ist ein Designfehler“ ist mittlerweile mehr als ein Slogan; er ist zum Leitmotiv des „Bauhaus der Erde“ geworden und bringt den so notwendigen Paradigmenwechsel auf den Punkt. Diesem Ansatz folgend stellen wir uns der Frage: Wie geht eine Weiterverwendung alter Grabsteinen, nachdem sie ihre ursprüngliche Funktion verloren haben?
Bisher wird an solchen Punkten oft eine simple Beseitigung oder eine undifferenzierten Wiederverwertung gewählt. Alte Grabsteine landen nicht selten in der Verschrottung und werden, ihrer Bedeutung beraubt, als bloßes Füllmaterial unter frischem Asphaltstraßen eingebracht. Diese Praxis ignoriert nicht nur den emotionalen und kulturellen Wert des Grabsteins, sondern auch die Nachhaltigkeit und die Möglichkeiten der Kreislaufwirtschaft.
Im Angesicht dieser Herausforderung haben wir uns der Aufgabe gestellt, wie wir diesen sorgsam bearbeiteten Steinen eine neue Daseinsberechtigung geben können in Respekt vor dem Andenken, das sie repräsentieren. Unser Konzept basiert darauf, ausrangierte Grabsteine nicht als Müll, sondern als wertvolles Material für neues Design anzusehen. Wir schlagen vor, diese Steine in Gartenbänke umzuarbeiten – ein symbolträchtiges Möbelstück, das zur Ruhe, Reflexion und Erinnerung einlädt.
Die Idee hat nicht nur in der Theorie Bestand, sondern wurde bereits in die Tat umgesetzt. Unsere Vision wurde durch die Teilnahme am Wettbewerb „Alte Steine – Neue Seele“ bekannt und fand Anerkennung. Mit einem Beispielexponat konnten wir auf der Bundesgartenschau 2013 in Mannheim unsere Idee einem breiten Publikum vorstellen.
Die positive Resonanz zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind, einerseits die Gedächtniskultur zu bewahren und gleichzeitig einen sinnvollen Beitrag zur nachhaltigen Nutzung von Materialien zu leisten. Mit der Umarbeitung von alten Grabsteinen zu Gartenbänken schaffen wir nicht nur einzigartige und nachhaltige Möbelstücke, sondern auch Orte des Gedenkens und der persönlichen Besinnung im eigenen Garten.
Links:
https://www.stone-ideas.com/101665/steinmetz-wettbewerb-buga-2023/
https://www.mdr.de/ratgeber/familie/grabsteine-recyceln-102.html
https://www.detail.de/de_de/muell-ist-ein-designfehler-paradigmenwechsel-im-bauen
DER STEIN
Der Stein wurde in den 80ern von der Familie Loew in Saarbrücken für die verstorbenen Eltern gekauft. Im Sommer 2022 lief die Liegezeit ab. Das Grab wurde aufgelöst. Meistens werden die Steine dann im Steinbrecher zerkleinert und im Straßenbau als Schotter verwendet. Das wollten die Angehörigen vermeiden.
Der Stein, ein 2 Milliarden altes Tiefengestein, ist eigentlich unüblich für filigrane Ornamentik, weil er recht hart ist, und nicht allzu gut auszeichnet. Er hat aber einen entscheidenden Vorteil, der ihn für die Ausstellung im öffentlichen Raum auch für eine aufwendige Ornamentik geeignet macht: Er ist außerordentlich haltbar. Wir haben uns für ein Blätterornament entschieden, das von Astrid Hilt modelliert und gemeinsam in den Stein gearbeitet wurde.
BUNDESGARTENSCHAU 2023 Mannheim
Wettbewerb „Alte Steine Neue Seele“
Das Konzept zu unserer Gartenbank
Das Gedenken erhalten
Das Ornament
Für das Tonmodell wurden die Blätter wurden in drei Größen vorbereitet, angeordnet und dann ausmodelliert. Vom Tonmodell wurde eine Latexform gefertigt, die dann mit Gips ausgegossen wurde. Das Modell wurde punktiert. Mit diesem Verfahren können einzelne Punkte des Modells abgemessen und in den Stein übertragen werden.
Eindrücke aus der Werkstatt
Die Montage auf der Bundesgartenschau in Mannheim
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